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"Wenn in Hagen die Kettensäge kreist, kann das doch nicht in Schwerte ausgeglichen werden"


Viele Fragen rund um den Steinbruch

Gegen die Ausdehnung und Vertiefung des Steinbruchs haben bisher 1000 ihre Stimme erhoben. Kritische Fragen zu den Unterlagen, die die Firma Rheinkalk eingereicht hat, stellt auch die Politik.

910 Kritiker hatten bis Freitag ans Umweltamt geschrieben, "auf meinem Schreibtisch liegen noch 90 Einsprüche", knackte Thomas Hülsenbeck von der Bürgerinitiative Haßleyer Wald am Freitag damit die 1000-Marke. "Das hatten wir uns gewünscht, vierstellig zu werden!" Bingo.

Am breiten Widerstand aus der Bevölkerung wird die Politik nicht vorbeikommen. Aber auch die macht es sich nach eigenen Aussagen nicht leicht und kritisiert - im Umweltausschuss am Donnerstag- , dass die umfangreichen Antragsunterlagen der Firma Rheinkalk viele Fragen offen ließen. Um 22 Hektar will Rheinkalk nach Osten und Norden vorstoßen, dabei würde ein als besonders schützenswert geltender Kalkbuchenwald abgeholzt.

Um Ausgleich und Kompensationsmaßnahmen drehte sich hauptsächlich die Diskussion im Umweltausschuss. Im Zentrum der Kritik: Rheinkalk könnte 27 Hektar auf eigener Fläche eine Ausgleichsmaßnahme vornehmen. Im "Ahm" - auf Iserlohner Stadtgebiet, direkt an Hohenlimburg angrenzend, - besitzt das Unternehmen eine Fläche mit Kalkboden wie in Herbeck. Doch hier möchte das Hohenlimburger Kalkwerk, das einen Steinbruch in der Nähe betreibt, langfristig erweitern. "Es gibt quasi eine Einigung zwischen Stadt, Rheinkalk und Kalkwerken, nur einen Teil der Gesamtfläche zur Kompensation zu verwenden", bestätigt Thomas Kordges vom Planungsbüro Ökoplan, die im Auftrag von Rheinkalk arbeiten.

Der Rest, so der Antrag des Unternehmens, soll über eine Zahlung von rund 1 Million E abgegolten werden. Die Krux: Das Geld geht an das zuständige Forstamt in Schwerte. Einen kühlen Kopf zu bewahren, mahnte Ralf Blaucheck vom BUND an: "Wir sind uns noch nichtmal über die Erweiterung einig, da sollten wir nicht schon über Ersatzgelder diskutieren." Allerdings baute Umweltdezernent Dr. Christian Schmidt vor: Er habe die Zusage des Forstamtes Schwerte, dass ein Großteil der Ersatzgelder für Maßnahmen in Hagen verwenden werden könnte. Im Übrigen weist er darauf hin, dass sich Rheinkalk und die Hohenlimburger Kalkwerke bezüglich der 27 Hektar abgesprochen hätten. "Ich kann nicht beeinflussen, was Rheinkalk beantragt."

Thomas Meilwes, Mitglied des Landschaftsbeirates, kündigte an: "Die Belange des Naturschutzes gehen vor." Deshalb werde es darauf hinauslaufen, dass der Landesverband der Naturschutz- verbände Klage gegen die Erweiterung einreichen wird. "Man parzelliert die Landschaft nicht nur durch den Steinbruch, sondern auch durch das geplante Gewerbegebiet Haßleyer Insel und Wohnflächen am Staplack." Von allen Seiten würden Freiflächen angeknabbert.

Zwar sieht Meilwes - wie etwa die Grünen auch - das Arbeitsplatzargument, hält es aber für "aufgebauscht". 2030, wenn Rheinkalk bis dahin abbauen darf, ist eh Schluss. Das sind ,nur 16 Jahre. Dann fallen auch die Arbeitsplätze endgültig weg. Und die Stadt, moniert Meilwes, spiele "Steuereinnahmen gegen Naturschutz und Naherholung aus."

Von Anja Wetter
Westfälische Rundschau, 11.11.2005

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