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"Wenn in Hagen die Kettensäge kreist, kann das doch nicht in Schwerte ausgeglichen werden"


Naturjuwel muss gerettet werden

Seit Montag liegen die Pläne von Rheinkalk zur Erweiterung des Dolomitsteinbruchs aus. Damit ist der Startschuss für Bürger-Einwendungen gefallen. Die Erweiterungs-Gegner haben sich in einer Bürgerbewegung für die Rettung des Haßleyer Waldes zusammengeschlossen. Die WP bat Sprecher Thomas Hülsenbeck zum Interview.

Westfalenpost:
Die geplante Erweiterung stellt sich als Konflikt zwischen Naturschutz und Arbeitsplätzen dar. Wie ist die Position der Bürgerinitiative?

Thomas Hülsenbeck:
Wenn Naturschutz und Arbeitsplätze gegenüber gestellt werden, muss man den Einzefall genau betrachten. Die Frage muss erlaubt sein, ob Arbeitsplatzerhalt mit einer so extremen naturzerstörerischen Komponente sozial sein kann, zumal hier der Rest eines zusammenhängenden Kalkbuchenwaldes gefährdet ist. Der Großteil ist bereits unwiederbringlich durch den Dolomitabbau der vergangenen Jahrzehnte zerstört. Uns geht es darum, den letzten Rest dieses Naturjuwels zu retten. Was den Dolomitbruch angeht, so könnte das unserer Überzeugung nach viel zu hohe Naturopfer zudem völlig sinnlos sein.

Frage:
Wie meinen Sie das?

Hülsenbeck:
Es gibt seitens Rheinkalk definitiv keine Arbeitsplatzgarantie. Vielmehr muss man erkennen, dass es hier auch um die Interessen eines weltweit agierenden Konzerns mit Sitz in Belgien geht. Es gibt die berechtigte Annahme, dass bei sich ändernden Marktparametern (z.B. nachlassender Stahlboom oder neue Technologien) der Wald gerodet ist und der Steinbruch trotzdem geschlossen wird.

Frage:
Wie will die Bürgerinitiative ihr Ziel, den Haßleyer Wald zu retten, erreichen?

Hülsenbeck:
Wir wollen die Menschen aus ihrer Passivität reißen. Viele fühlen sich gegenüber Konzerninteressen und Politik ohnmächtig. Wir wollen Mut machen, damit die Naturfreunde Flagge zeigen und Einwendungen erheben. Schließlich geht es um ein einmaliges Stück Hagener Heimat.

Frage:
Was haben Sie bisher unternommen?

Hülsenbeck:
Mit zwei Flugblättern haben wir auf die Lage aufmerksam gemacht und Erholungssuchende und Freizeitspotler vor Ort informiert. Dabei ist herausgekommen, dass sich einige Bürger gar nicht vorstellen können, dass im Jahr 2005 ein Naturschutzgebiet mit Zustimmung der Stadt und Duldung der Bevölkerung vernichtet werden soll.

Viele sehen sich in Bezug auf den Erhalt der Natur in der Verantwortung für die nächsten Generationen. Das motiviert natürlich auch uns, weiterhin aktiv zu sein. Immerhin handelt es sich um ein von der Europäischen Union anerkannts, einmaliges Waldgebiet, auf dem über 300 Jahre alte Buchen über einer artenreiche Vegetation mit seltenen Orchideen wachsen. Dieses Gebiet ist in 3000 Jahren entstanden und soll jetzt vernichtet werden? Das darf heute nicht mehr möglich sein. Um das Ausmaß einer Erweiterung deutlich zu machen, veranstalten wir am 7. Oktober um 16 Uhr einen Ortstermin im Kalkbuchenwald, zu dem wir alle Bürger herzlich einladen.

Mit Thomas Hülsenbeck sprach Torsten Berninghaus.
Westfalenpost, 19.09.2005

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