Donnerkuhle wird bis Brüssel grollen
20 Hektar Kalkbuchenwald - Wald, der auf Kalkstock steht: Da kommt ein Ökologe schon ins Schwärmen. Auch Rheinkalk-Betriebsratsvorsitzender Peter Arnusch ist unverdächtig, ein Waldkiller zu sein. Eher im Gegenteil. Ihm gehts aber um 250 Arbeitsplätze am Standort, um weitere 750 in der Region.
Darum gehts, um den klassischen Konflikt zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Arbeitsplätzen contra Naturschutz und Natur, die hier an der Donnerkuhle ganz besonders ist.
Eine Standort spezifische Tier- und Pflanzenwelt attestierte Thomas Kordges, Diplom-Ökologe vom Gutachterbüro Ökoplan dem Terrain. Dazu sei der Wald eben auch sehr alt - in ihm wurzeln viele über 100jährige Riesen. Der Kalkstoff unterm Wurzelwerk bringe aber auch noch ein anderes ökologisches Phänomen hervor, erklärte der Experte: die einzigartige Krautschicht. In diesem Öko-System hat sich über Jahrzehnte zum Beispiel der als "stark gefährdet" eingestufte Acker-steinsamen ausgebreitet, eine Ackerbegleitpflanze. Die Frage: Was können wir tun, um solche Pflanzen vielleicht anderswo zu fördern? beantwortete der Ökologe gleich selbst: "Den Steinbruch erweitern. Ich weiß, das klingt ketzerisch." Selten gewordene Krautschichten bräuchten aber genau diese "Auflichtungen", von der Sonne durchflutete grüne Randlagen.
"Der Konflikt ist da. Ich sehe ihn auch", sagt Peter Arnusch, seit 15 Jahren Betriebsratsvorsitzender bei Rheinkalk. Als Zulieferer vor allem für die Stahlindustrie und mit einem Exportanteil von 70 Prozent bei rund zwei Millionenen Tonnen Dolomit, die in Hagen abgebaut werden, könne sich Rheinkalk als absoluter Experte auf diesem Steingebiet vom Markt nicht verabschieden. Arnusch, IGBCE-Mann, spricht für die Belegschaft, die zu 80 Prozent, so Arnusch, gewerkschaftlich organisiert sei. Laut einem internen Gutachten, kämen auf einen Rheinkalk-Arbeitsplatz 3,2 weitere. Im Radius von 50 Kilometern seien weitere 750 Arbeitsplätze "indirekt betroffen", so der Gewerkschafter.
Der Erweiterungsplan liegt nicht nur in der Verwantwortung der Stadt Hagen. Als FHH-Fläche (Flora, Fauna, Habit) ist das Gebiet einst auch der EU angezeigt worden und hat heute noch den Status "temporäres Naturschutzgebiet". Das ist nach einer Prüfung in Arnsberg auch erst einmal so geblieben. Die Donnerkuhle wird also kein lokales Thema bleiben, sondern auch in Düsseldorf, Berlin und Brüssel Beamten beschäftigen. Westfälische Rundschau, 22.09.2005
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