"Verwaltung spielt schon jetzt auf Zeit"

Emst. Die Verwaltung redet von einem Sportstättenbedarfsplan, der zunächst fortgeschrieben werden müsse. Von einem Investitionspaket, das aus mehreren Projekten geschnürt werden könne. Von einer notwendigen Sanierung der Leitungen, die seit Jahren in der Straße liegen. Das alles macht den Vertretern der Interessengemeinschaft "Turnhalle Emst" Angst. Fürchten sie doch um ihr Konzept.

Ein Konzept eines Hallenneubaus anstelle der aufwändigen Sanierung. Vor Monaten haben sie es präsentiert. Nun sollen die zuständigen Ämter, so der Auftrag der Bezirksvertretung Mitte, die Idee prüfen. Aber: "Unser Eindruck ist: Die Verwaltung spielt schon jetzt auf Zeit", so Jörg Meier, Architekt, Vorsitzender der SPD Emst und Vertreter der Emster Vereine. "Die Verwaltung versucht das Verfahren mit Dingen zu erschweren, die gar nicht notwendig sind."

Auch Gudrun Kettler, als Vertreterin der Interessengemeinschaft "Turnhalle Emst" beim letzten Gespräch mit Vertretern der Stadtverwaltung ebenfalls am Tisch, ist enttäuscht: "Ich bin ja unbeleckt, was Verwaltungsdinge angeht. Aber dass zunächst ein gesamtstädtischer Sportstätten-Bedarfsplan aufgestellt werden soll, sorgt mich schon. Aus dem letzten Plan, der Anfang der 90er festgesetzt wurde, ist ja bekanntlich nicht ein einziges Projekt realisiert worden. Abgesehen davon, dass viel Zeit vergeht, bis ein solcher Plan existiert. Das gleicht einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Verwaltung."

Dass der Bedarf für eine Turnhalle auf Emst besteht, scheint unstrittig. Denn Geld steht bereit. 1,5 Millionen Euro sind für die Sanierung der maroden Halle vorgesehen. Geld, mit dem man laut der Interessengemeinschaft beinahe einen Neubau realisieren könnte.

Auch dass in einem Gespräch mit Planungsdezernent Thomas Grothe und Sportamtsleiter Hans-Werner Wischnewski plötzlich von einer notwendigen Sanierung der Leitungen in der Straße die Rede war, hat die Beteiligten überrascht. "Als es noch um die Renovierung und nicht den Neubau der Halle ging, war davon nie die Rede", so Gudrun Kettler. "Wir sind bisher immer von einem voll erschlossenen Grundstück ausgegangen. Die alte Halle ist ja auch angeschlossen."

Planungsdezernent Thomas Grothe verweist darauf, dass das Prüfverfahren ja noch laufe. "Zunächst muss festgestellt werden, dass ein Neubau vergleichbare Ergebnisse wie eine Sanierung liefert", so Grothe, "dann muss vom Sportamt die Bedarfsfrage geklärt werden. Danach kann man diskutieren." Die Unterlagen für den Neubau seien eingegangen und würden derzeit von der Gebäude Wirtschaft Hagen (GWH) geprüft. Auch ob eventuell ein Finanzierungsmodell über einen Investor, der die Halle baue und dann an die Stadt vermiete, denkbar sei, sei noch nicht entschieden.

Westfalenpost, 26.07.2004