Hallen-Sanierung wäre wie eine Wundertüte
Hagen. (tob/JS) Handball ohne 9-Meter-Kreis, Sportunterricht um Wassereimer herum. In der Turnhalle Emst ist man Kummer gewohnt. Manchmal müssen Übungseinheiten wegen Wassereinbruchs oder Reparaturarbeiten ausfallen. Die Stadt hat 1,5 Millionen Euro für eine Komplett-Sanierung vorgesehen. Vor einem Jahr gründete sich eine Interessengemeinschaft "Turnhalle Emst". Die WP bat Initiativen-Sprecherin und Architektin Gudrun Kettler zum Interview.
Westfalenpost: Frau Kettler, als Architektin und Mutter zweier Handballkinder von Grün-Weiß Emst haben sie Einblick in den Zustand der Turnhalle Emst. Wie würden sie die Situation beschreiben?
Gudrun Kettler: Der ausgesprochen hohe Sanierungsbedarf ist bekannt und unstrittig. Unabhängig davon hat die Halle ein weiteres, ein Raumproblem. Sie ist als Ein-Feld-Halle konzipiert und wird im Schulsport als Zwei-Feld-Halle benutzt. Mit allen Problemen. Wenn 60 Schüler Sport machen, ist der Lärmpegel für Lehrer und Kinder kaum erträglich. Außerdem muss der Unterricht für die Hälfte der Realschüler bereits in der Bolohhalle stattfinden. Auch die Vereine müssen sich behelfen. Wegen der fehlenden Wettkampfabmessungen müssen Meisterschaftsspiele in der Bolohhalle ausgetragen werden. Die aber muss sich Grün-Weiß mit Post Hagen teilen. Hallenzeiten sind in Hagen eine knappe Ware.
Frage: Nun stehen Sie der geplanten Sanierung kritisch gegenüber und favorisieren einen Neubau. Warum?
Kettler: Eine Sanierung würde nie die Raumprobleme lösen. Außerdem ist die Sanierung einer so alten und wenig gepflegten Halle wie eine Wundertüte. Vor baubegleitenden Erkenntnissen ist man nicht sicher. Es könnte leicht zu Kostenüberschreitungen kommen, wie bei Realschul-Sanierung oder Saunaumbau. Es wäre fatal, wenn man am Ende der Sanierung merken würde, dass man für die Kosten hätte neu bauen können.
Frage: Was wäre eine Alternative?
Kettler: Ich habe mich umgesehen und eine schlüsselfertige Zwei-Feld-Halle gefunden. Die würde an den bisherigen Standort passen und 1,7 bis 2 Millionen Euro kosten. Je nach Ausstattung. Zuzüglich Abrisskosten. Die Mehrkosten kann man zum Teil über Einsparungen bei den Betriebskosten darstellen. Die neue Halle verfügt über moderne Regeltechniken und nutzt regenerative Energie. Derweil lässt sich in der alten Halle das Raumklima am besten durch Öffnen der Fenster steuern. Denn regulieren lässt sich die alte Heizung schon lange nicht mehr.
Die IG Turnhalle Emst stellt das Thema heute ab 19.30 Uhr in der Realschule Emst vor.
Westfalenpost, 12.05.2004