Emst schämt sich für diese Halle

Die Emster Turnhalle ist in den letzten vier Jahrzehnten heruntergekommen. Allein ihr äußeres Erscheinungsbild steht sinnbildlich für die Sporthallenzustand in unserem Stadtteil.

Dieser Hallenzustand erfüllt im Hinblick auf sämtliche Bewertungsmaßstäbe, die heute an eine solche Halle angelegt werden müssen, in keinem einzigen Fall mehr das erforderliche Anforderungsprofil. Neben großen baukonstruktiven und gebäudetechnischen Mängeln und den auch damit verbundenen hygienischen Defiziten und hohen Energiekosten, bestehen schwerwiegende pädagoische und arbeitsschutzrechtliche Bedenken, die einen geordneten schulischen Betrieb im Rahmen des Sportunterrichtes für die immer größer werdende Grund- und Realschule Emst nur noch bedingt ermöglicht. Wir müssen uns schämen, daß es uns bislang nicht gelungen ist diese Misere abzustellen. Durch unser Nichthandeln setzen wir uns bewußt über die Chancen und Lebensbedingungen unserer Kinder hinweg!

Der Vereinssport, der diese Halle in Emst dringend benötigt, kann diese aufgrund ihrer zu geringen Spielfeldabmessungen nur für Trainingseinheiten
einiger weniger Sportarten nutzen. Heimspiele müssen in anderen Ortsteilen stattfinden. Eine Identifikation der Vereinskinder mit ihrem Stadtteil
findet hierdurch nicht statt.

Auch die Statistiker dieser Stadt heben warnend den Finger. Ist Emst heute noch der Stadtteil mit dem höchsten Anteil an älteren Menschen im gesamten Hagener Stadtgebiet, so wird es schon innerhalb der nächsten Jahre aufgrund der altersbedingten Fluktuation eine Trenntwende geben und immer mehr junge Familien in den Emster Wohnungsmarkt drängen. Hierbei handelt es sich um eine wohnungs- und sozialpolitische Herausforderung, deren sich die beiden großen Wohnungsbaugesellschaften der Wohnungsverein Hagen und die Hagener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (HGW), die den wesentlichen Wohnungsbestand in Emst haben, bewußt sind. Gilt es doch, die stabilen und noch ausgewogenen Bewohnerstrukturen in den Emster Wohnquartieren zu stützen und zu erhalten.

Der Sport erfüllt unstrittig wichtige präventive und integrative Aufgaben im Gesundheits-, Jugend- und Sozialbereich. Die Emster Schulen und Vereine können jedoch kein adäquates Angebot zur Verfügung stellen.

Allen Akteuren in Emst aber auch innerhalb der Stadtverwaltung ist bewußt: Emst braucht eine neue Sporthalle !

Doch die städtischen Kassen sind leer. Hier werden sich erkennbar auf absehbare Zeit keine Perspektiven mehr entwickeln. Auch Städtebauförderungsmittel des Landes im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" sind nur begrenzt verfügbar und werden vordringlicher in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf wie Altenhagen und Vorhalle benötigt.

Wir fordern daher die Verwaltungsspitze auf, sich von dem bislang statischen Verwaltungsdenken zu verabschieden und den Weg freizumachen für neue unkonventionelle Lösungsansätze unter Einbeziehung der örtlichen Akteure (Schulen, Vereine, Wohnungsbaugesllschaften, Parteien, etc.) und der Bürger dieses Stadtteils, mit dem Ziel einen breiten gesellschaftlichen Konsens in dieser Frage zu erzielen.

Es gehört aus unserer Sicht zu einem veranwortungsvollen Politikstil den Bürgern offenen Wein einzuschenken und die Misere einzugestehen. Die bisher geübte Ignorierung und Nichtbefassung führt zu keiner Problemlösung und versperrt den Weg für die Entwicklung neuer Strategien und veränderter Instrumentarien. Die SPD Hagen hat dazu bereits mit dem Papier "Hagen gestalten - für die Zukunft unserer Kinder" im August 2001 konkrete Lösungsansätze empfohlen. In zahlreichen Politikfeldern war dieses Papier bereits ein wichtiger Impulsgeber. Auch wir in Emst müssen nunmehr initiativ werden, sonst passiert in den nächsten Jahren immer noch nichts. Daher schlagen wir vor:

  1. "Die Zukunft der Stadt und ihrer Einwohner erfordert die Bündelung aller gesellschaftlichen Kräfte." Die Bildung eines Forums unter Einbeziehung der lokalen Akteure und interessierten Bürger dieses Stadtteils müßte ein erster Schritt sein. Denn nur so sind die lokalen Bedarfe genau zu definieren. Den Emster Schulen - als künftiger Hauptmieter - kommt hier eine Schlüsserlrolle zu. Aber auch die Sportvereine sind gefordert, ihre unterschiedlichen Aktivitäten in den Vereinen zu bündeln und zusammen an einem Gesamtkonzept für eine solche Halle zu arbeiten.

  2. "Die Errichtung kommunaler Infrastruktur durch Dritte ist bereits in anderen Städten praktiziert worden und hat sich bewährt. Dieser Weg, der die erforderlichen Investitionen kostengünstig und zeitnah realisiert, ist angesichts der Haushaltslage der Stadt die realistische Chance, den Investitionsstau in einem vertretbaren Zeitraum abzubauen." Der Wohnungsverein Hagen und die Hagener Gemeinnützige Wohnungsbaugesllschaft HGW haben als Wohnungsvermieter ein nachhaltiges Eigeninteresse an der positiven Entwicklung von sogenannten "weichen" Standortfaktoren, zu der auch eine bedarfsgerechte Sporthalle in Emst zählt. Sie sind durch ihr Know-How ein wichtiger Baustein zur Errichtung und Bewirtschaftung einer solchen Halle. Sponsoring und Bandenwerbung könnten ein weiterer Baustein sein.

  3. Die Stadt Hagen muß durch die aktive Steuerung des Prozesses die Grundlage für die planungs- und baurechtliche Umsetzung schaffen. Durch eine ämterübergreifende Koordinierung muß der Prozeß gestrafft werden, damit das Vorhaben in einer angemessenen Zeit umgesetzt werden kann. Hierzu müßte allen Beteiligten ein Ansprechpartner benannt werden, der mit klaren Verantwortlichkeiten und Kompetenzen ausgestattet ist.
    Durch die kostenlose Einbringung des Grundstücks würde die Stadt einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des Vorhabens leisten.

Die SPD Emst-Bissingheim ruft alle Akteure auf, sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung zu besinnen und sich aktiv an diesem Prozeß zu beteiligen. Wir müssen heute für die Zukunft späterer Generationen initiativ werden. Das Modell "Emster Turnhalle" soll Schule machen !

Hagen-Emst, den 12.07.2002
SPD Emst-Bissingheim
Jörg Meier, Vorsitzender