Hagen. (tob) "Diese drastische Preisanpassung ist ausschließlich eine Verlustvermeidung. Mit Gewinnmaximierung hat das nichts zu tun." Dr. Friedhelm Fülling, kaufmännischer Vorstand bei Mark-E spricht über das von den Stadtwerken geerbte Blockheizkraftwerk auf Emst. Nach der Briefe-Flut der vergangenen Tage wollte das Unternehmen seine Position noch einmal deutlich machen, deshalb hatte man gestern zur Pressekonferenz geladen.
Dabei vergaßen Fülling und seine Fachleute nicht, "dass das Thema auf Emst erhebliche Emotionen auslöst". Trotzdem müsse man verantwortlich fürs Gesamt-Unternehmen handeln. "Wir sind angetreten, um die Ertragskraft von Mark-E zu stärken, da können wir uns solche Verlustbringer nicht leisten." Im Jahr 2002, so erklärte Mark-E, habe man bei in Emst einen "hohen sechsstelligen Fehlbetrag eingefahren".
"Das Defizit war so groß, dass wir erst an einen Rechenfehler dachten", sagte Projektleiter Herbert Muders. Er hatte für seine Untersuchung das Jahr 2002 herangezogen. Weitere Zahlen wurde nicht erhoben - die alten Stadtwerke-Unterlagen hätten das nicht zugelassen. Allerdings rechnete ein Wirtschaftsberater die Mark-E-Zahlen nach. Seine Empfehlung: sofortige Preiskorrektur.
"Daraufhin haben wir mit einigen Wohnungsgesellschaften gesprochen und aus Rücksicht auf die Mieter die Anpassung in drei Schritten bis Mai 2005 gestaffelt", so Fülling. Der Vorstand sieht sich ohne große Handlungsalternative. Aus Verantwortung den übrigen Hagener Kunden, aber auch den Aktionären gegenüber. Auch eine Stilllegung sei überlegt worden. "Doch das würde in den Emster Wohnungen Investitionen von insgesamt 7,7 Millionen Euro auslösen."
Rechtlich sieht sich der Versorger nicht angreifbar. "Die Emster Verträge sind Dauerschuldverhältnisse, auf unbestimmte Zeit geschlossen, Kündigungsfristen sind nicht vereinbart", so Haus-Jurist Claasen.
Außerdem rechnet Mark-E vor, dass Wohnungseigentümer und Hausbesitzer selbst nach der Preisverdoppelung noch günstig lägen. "Die Kosten für Installation und Betrieb einer eigenen Heizunganlage würden auf jeden Fall unsere Preise übersteigen", erklärte Friedhelm Fülling. Für den Vorstand steht fest: "Wenn sich die Emotionen erst abgekühlt haben, wird die Einsicht wachsen, dass Fernwärme eben doch effektiv, umweltschonend und günstig ist. Auch auf Emst."
Westfalenpost, 28.02.2004