Fernwärme: Schaumann wird jetzt aktiv
Schriftsätze nach langer Ratsabstinenz
Hagen. Manfred Schaumann, SPD-Ratsherr, der seit 2001 an keiner Rats- oder Fraktionssitzung mehr teilnahm, meldet sich auf der politischen Bühne zurück. Schriftlich. Die Erhöhung des Bezugspreises für Fernwärme auf Emst, von der er persönlich betroffen ist, veranlasste ihn zu Schriftwechsel und sogar einer Anfrage an den Rat
Manfred Schaumann ist sattelfest im Stoff, schließlich war er bis Ende 2001 im Aufsichtsrat der Stadtwerke. Die hatten den jetzt von der Mark-E einseitig gekündigten Vertrag mit den Emster Fernwärmekunden geschlossen. Unter anderem auch mit Schaumann selbst.
Die Bande zur SPD-Fraktion brachen, als ihm Mitverantwortung für den Stadtwerke-Skandal vorgeworfen wurde. Strafrechtlich konnte ihm nichts nachgewiesen werden. Seitdem meldet sich Schaumann zu jeder Ratssitzung ab. Er bezieht allerdings seine Aufwandsentschädigung. Seine Auschuss-Mandate wurden ihm im November 2001 von der Fraktion entzogen.
Nun fragt der SPD-Ratsherr schriftlich - kommen will er nicht - beim Rat an, ob es einen Anschluss- und Benutzungszwang für Fernwärme gibt, und ob darüber ein Vertrtag existiert. Da seines Wissens die Verträge der Stadtwerke AG, heute Mark-E, nicht einseitig kündbar seien, fragt er an, warum dies nicht beachtet wurde. Er beantragt eine Beurteilung des Verhaltens der Mark-E und erkundigt sich, wie die Ratsmitglieder im Aufsichtsrat - Oberbürgermeister Wilfried Horn (CDU), Brigitte Kramps (SPD), Stephan Ramrath (CDU), Christoph Gerbersmann (CDU) und Peter Demnitz (SPD) - sich verhalten hätten.
Aus dieser Richtung hört SPD-Fraktionschef und OB-Kandidat Demnitz auch seinen Partei-„Freund““ trapsen. „Er will wohl zwei Fliegen auf einen Streich schlagen“, so Demnitz. Seinen eigenen Vertrag retten und der Fraktion eins auswischen. „Hätte Herr Schaumann an den Fraktionssitzungen teilgenommen, wäre er auch informiert.“ Zu seiner Zustimmung zur Kündigung der Bezugsverträge steht Demnitz: „Die uns vorgelegten Zahlen waren ausschlaggebend. Ich habe dort im Interesse des Unternehmens zu entscheiden.“
In einem Schreiben an den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Emst-Bissingheim, Jörg Ernst Meier, erklärt Schaumann, wie er im Aufsichtsrat gehandelt hätte, wenn kein Vorstandsmitglied bei der Bürgerversammtung auftreten würde: „Ein solch arrogantes Verhalten eines Vorstandes hätte ich während meiner Vorstandstätigkeit nicht geduldet.“ Und später: „Ich bitte Dich- auch über die von der Stadt Hagen entsandten Aufsichtsratsmitglieder der Mark-E - eine Verhaltensänderung auf Unternehmensseite herbeizuführen. Insbesondere solltest Du auf die Genossin Kramps und den Genossen Demnitz in diesem Sinne einwirken.“
Christoph Bauer
Westfalenpost, 25.02.2004