Dicke Luft auf Emst: "Das ist räuberische Erpressung!"

Dicke Luft auf Emst - und das lag mehr an der drastischen Preiserhöhung, als am übervollen Saal. (WR-Bilder: Schmettkamp)

Emst. (cil) "Das ist räuberische Erpressung". "Sittenwidrig..." - "Sie haben eine Monopolstellung und nutzen sie aus - in etwa wie die Raubritter im Mittelalter: Geld oder Leben". Emst kochte gestern abend. Dicke Luft. Und nicht nur, weil der Pfarrsaal viel zu klein war für die aufgebrachten Mark E-Kunden. Die Luft blieb den Emstern weg wegen der drastischen Preiserhöhung für Fernwärme.

Die Stadthalle wäre der bessere Diskussionsort gewesen - und sie wäre nahezu voll geworden. So musste gut die Hälfte der Emster wieder abziehen - der Rest stand dicht gedrängt bis zur Ausgangstür. Die meisten konnten deshalb die schönen Schaubilder, mit denen Mark E die nahezu Verdoppelung der Fernwärmekosten erklären wollte, nicht einmal sehen. Beeindrucken ließ sich davon eh niemand: "Wir haben erwartet, dass hier Zahlen auf den Tisch kommen. Meinen Sie wir könnten nicht rechnen?" beschimpfte Gerhard Siebert das Agieren des Energiedienstleisters als Unverschämtheit. "Mafia-Methoden", rief es hinten aus dem Saal. Dass sich Mark E der Diskussion stellte - Hut ab. Dass aber die "Alternative zu kostendeckenden Preisen" eine Schließung des Blockheizkraftwerkes sein könne, war ein taktisch unkluger Einwurf - er löste Tumult aus. Zumal in alten Verträgen verankert gewesen sein soll, dass "wir keine zusätzlichen Brennstellen haben durften".

Fakt laut Mark E ist: "Der Verlust ist so hoch wie die Erlöse" - und die Fernwärme Emst damit unwirtschaftlich. Fakt auch: "Dass die Preise auf Emst halb so hoch sind, können wir unseren anderen Kunden nicht erklären".

25 Jahre, 27 Preisanpassungen - "Wo sollen da die jahrelangen Versäumnisse gewesen sein?" "Waren die Vorgänger der Stadtwerke denn Vollidioten?" Dass die und deren Preise nie etwas mit den Kosten zu tun gehabt hätten - diese Antwort befriedigte das mühsam beherrschte Auditorium nicht. "Jeder Obsthändler ist schlauer." 422 Euro jetzt, 775 Euro in 16 Monaten - der Emster hatte es schwarz auf weiß. "Das rechtfertigt eine Anzeige beim Landeskartellamt" - wieder eine Stimme, die den Nerv traf. Da konnte Mark E-Pressesprecher Uwe Reuter durchaus beteuern, die Zahlen seien belastbar. Von einer Erhöhung um 80 bis 90 Prozent wollten die fast 1 500 Kunden nichts hören. Zum Feilschen hergekommen? Emst schüttelte den Kopf. Kündigungsfristen, der Unterschriften-Faux pas, Leitungen, die auf Unternehmenskosten aus Gärten entfernt werden müssten: "Wir machen´s Ihnen nicht leicht" - ein noch freundlicher Hinweis. Zumal man in den neuen Verträgen "Hinterhältigkeiten" entdeckt habe, die "Ihnen Tür und Tor öffnen, Ihre Kunden übern Tisch zu ziehen". "Ihr Problem", erkannten die Mark E-Vertreter, "ist, dass Sie uns nicht über den Weg trauen".

Westfälische Rundschau, 03.03.2004