SEH wusste nichts von neuen Zahlen

Der "normale Amtsweg" wurde in Holthausen zum Kommunikationsproblem

Hohenlimburg. Höher als die Wogen des Holthauser Bachs schlagen zurzeit mal wieder die Wogen der öffentlichen Diskussion um diesen umstrittenen Hochwasserschutz (WR berichtete). Schuld daran scheint ein Kommunikationsproblem zwischen der Stadtentwässerung Hagen (SEH) und dem Staatlichen Umweltamt Hagen zu sein. Dabei geht es um veränderte und hochkomplexe "gewässerkundliche Daten".

Was bisher Politiker und Bürger nicht verstehen konnten ist Folgendes: In dieser Woche hatte die SEH mitgeteilt, dass sich das Abfluss-Volumen für den umstrittenen Holthauser Bereich reduziere. Folge: Auch das notwendige Rückhaltevolumen verringert sich, und somit verkleinern sich ebenso die Größendimensionen der geplanten Beckenlösung zum Schutz vor Hochwasser. Unverständlich erschien, dass dem Staatlichen Umweltamt die neuen Zahlen seit 1999 zwar bekannt waren, es aber erst in diesem Jahr die SEH davon in Kenntnis setzte. Lange Diskussionen zwischen "Kultur- und Dorfgemeinschaft Holthausen" und den Verwaltungsfachleuten hätten sich erübrigt, wenn diese Reduzierung schon eher bekannt geworden wäre.

Das die SEH drei Jahre nichts über den sehr zentralen veränderten "Abflussspendenwert" erfahren hat, wurde gestern im gemeinsamen Gespräch als normal geschildert. Uwe Jansen (Staatl. Umweltamt): "Aufgrund einer exakteren statistischen Grundlage der Regenwerte war es möglich, den Abflussspendenwert, der sich aus mehreren Variablen zusammensetzt, neu zu berechnen. Wir haben ihn nicht der SEH übermittelt, weil wir uns nicht in laufende Verfahren einmischen und auch nicht über die Brisanz informiert waren." Hans Joachim Bihs (SEH): "Und wir mussten ja mal einen Strich ziehen, um mit konkreten Planungen beginnen zu können. Es ist ja normalerweise nicht so, dass sich statistische Werte schnell frappierend ändern - und wir sie jedes Jahr nachfragen müssen."

In diesem Einzelfall veränderte sich der wichtige "Abflussspendenwert" durch die neue Berechnungsgrundlage aber doch kurzfristig. Der SEH fiel das bei einer Planung für einen anderen Teil des Holthauser Bachs auf. Da sich dort die betreffenden Werte reduziert hatten, fragte die SEH beim Staatlichen Umweltamt auch nach den Zahlen für das Hochwasserschutzgebiet. Das teilte dann die neuen Zahlen mit.

Hans-Joachim Bihs konnte gestern nicht verstehen, weshalb Kritik an diesem "üblichen" Verfahren laut wurde: "Es ist doch eine frohe Botschaft. Schließlich planen wir nun im kleineren Maßstab eine günstigere Lösung."

Westf. Rundschau, 13.04.2002