"Dammbruch" dank neuer Abflussdaten

Holthausen. Hätten sich Bürger und Politiker in den vergangenen Jahren nicht mit Händen und Füßen gegen den Bau eines Staudamms im Bachtal gewehrt, so stände der massive Hochwasserschutz bereits jetzt in reizvoller Landschaft - allerdings völlig überdimensioniert.

Neue "gewässerkundliche Daten" aus dem Staatlichen Umweltamt in Hagen lassen das Tauziehen um eine bis zu sechs Meter hohe Mauer in difusem Licht erscheinen. Nachdem das Rechtsamt und auch die Gemeindeversicherung in massiver Art und Weise Druck auf die Politiker ausgeübt hatten, die eine derartige Hochwassergefahr für Holthausen nicht akzeptieren mochten, macht die Stadt jetzt einen Rückzug auf der ganzen Linie. In einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung heißt es: "Das für die Ermittlung der gewässerkundlichen Daten verantwortliche Staatliche Umweltamt Hagen hat auf Nachfrage der Stadtentwässerung Hagen zudem geänderte Abflussspenden (wasserwirtschaftliche Werte) für den Holthauser Bach festgelegt, die gegenüber den bisherigen zugrunde gelegten Werten eine erhebliche Reduzierung bedeuten. Diese günstigeren Abflussspenden verhindern zwar kein Hochwasser, führen aber in der weiteren Planung zu einer deutlichen Verringerung des notwendigen Rückhaltevolumes."

Auf Nachfrage der WR sprach SEH-Abteilungsleiter Uwe Sommer gestern über eine geschätzte Reduzierung der abfließenden Wassermassen um etwa ein Drittel. "Nach diesen neuen Werten hätte der geplante Staudamm nicht nur wie prognostiziert ein 20-jähriges, sondern auch ein 100-jähriges Hochwasser abhalten können." Doch ein Dammbau, in welcher größe auch immer, scheint zunächst ganz vom Tisch zu sein. Die Stadt hat jetzt, trotz der zuvor so vehement kritisierten zeitlichen Verzögerung von einem Jahr, ein Soester Ingenieurbüro mit der Planung der alternativen Beckenlösung beauftragt. "Weitergehende Hochwasserschutzmaßnahmen wären demnach nicht mehr erforderlich", so die Verwaltung abschließend.

"Was soll ich dazu noch sagen. Peinlicher geht´s nicht mehr", meinte gestern Peter Leisten, der mit seiner CDU-Fraktion gegen den Bau gestimmt hatte. Margrit Partenheimer von der Holthauser Kultur- und Dorfgemeinschaft: "Hoffentlich ist jetzt endlich Ruhe, dann hätte sich die jahrelange Arbeit wenigstens gelohnt."

Westf. Rundschau, 11.04.2002