Auch Ruhrkohle-Tochter hat Interesse an HGW
Zwei neue Offerten / Hessische Gesellschaft biete "sozialverträgliche Privatisierung" an

Hagen(ko) Der Kreis potenzieller Interessenten für einen Erwerb der stadteigenen {Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW)} wird größer. Zu den beiden bekannten und öffentlich diskutierten Angeboten sind zwei neue ernsthafte Offerten hinzu gekommen. Zudem hat wohl eine Großbank dem Oberbürgermeister signalisiert, ebenfalls ein Angebot abgeben zu wollen, sofern die Stadt sie dazu auffordere.

In der Öffentlichkeit bekannt geworden sind bisher die konkreten Angebote von Klotzbach & Philipp aus Essen in Höhe: voll 320 Millionen Mark und der {Kölner Immobilien AG CBB Holding}, (die bis zu 330 Millionen Mark zahlen will. In der Stadtkasse würde allerdings weit weniger ankommen. Denn von dem Kaufpreis sind die Verbindlichkeiten der HGW in Höhe von 120 Millionen Mark abzuziehen sowie die GIV-Verpflichtungen von 80 Millionen Mark, die dann nicht mehr von der HGW, sondern direkt von oder Stadt übernommen werden müssten.

Als neue Interessenten für den Erwerb der knapp 1100 HGW-Häuser mit ca. 6000 Wohnungen haben sich jetzt die lmmobilientochter der Ruhrkuhle AG ({RAG Immobilien}) und die an der Stuttgarter Wertpapierbörse notierte {GB/AG (Gesellschaft für Beteiligungen - Aktiengesellschaft)} aus dem hessischen Mörfelden gemeldet. Beide Bieter nennen in ihren Offerten allerdings keine konkreten Kaufsummen.

Die RAG Immobilien hebt in ihrem Schreiben ihre "soziale Kompetenz im Umgang mit dem Strukturfaktor Wohnung" hervor. Diese Kompetenz habe sie zum Partner von Kommunen und Industrieunternehmen werden lassen, "die ihren Bestand in verlässliche Hände übergeben wollten".

Die GB/AG (Hauptaktionär ist die Fishman-Gruppe in Tel Aviv) ist nach eigenem Bekunden auf "sozialverträgliche Mieterprivatisierung" spezialisiert. In den Fällen wo Mieter oder deren nahe Angehörige kein Interesse am Erwerb ihrer Wohnungen hätten, werde auch an Kapitalanleger verkauft. In diesem Fall würde den Mieten aber ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt. Luxusmodernisierungen werden von der GB/AG in ihrer Offerte ausgeschlossen.
Westfalenpost Dienstag, den 30.10.2001