Hagen(mm) Unerwartet wurde der Protest der verunsicherten HWG-Mieter vor dem Rat der Stadt zu einer emotionsgeladenen Diskussion.
"Für Eure Misswirtschaft sollen wir nun den Kopf hinhalten", rief eine erboste Mieterin in den großen Saal der Stadthalle. Ein Mieter vermutete, die FDP sei "die treibende Kraft" beim Verkauf der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft. Oberbürgermeister Wilfried Horn wollte die Worte von einer Veräußerung nicht hören. Die Stadt habe zwei Kaufangebote, die er nicht ignorieren könne. Beide Offerten würden derzeit geprüft unter Berücksichtigung der Interessen der Stadt und der Mieter. Das Ergebnis werde dem Rat noch vor Weihnachten vorgelegt. Erst danach könne entschieden werden. Verbündete finden die Mieter bei der SPD und den Bündnisgrünen. Die Sozialdemokraten erinnern an die soziale Verpflichtung für die Mieter in ganzen Stadtvierteln und befürchten, dass die Stadt ihren wohnungspolitischen Einfluss aus der Hand gibt. Für Grünen-Sprecherin Hildegund Kingreen kann "Haushaltssanierung nicht zu Lasten von Mietern gehen".
"Verständnis für die Ängste der Mieter" zeigte auch CDU-Fraktionsprecher Christoph Gerbersmann. Seine Partei habe aber auch Verantwortung für einen genehmigungsfähigen Haushalt. Vorschnelle Entscheidungen werde es aber nicht geben. Im übrigen habe die {Stadt Lünen} ohne Probleme Wohnungsbesitz an einen privaten Anbieter verkauft.
Die heftig angegriffenen Liberalen wehrten sich: "Wir haben eine andere Sachlage auf dem Wohnungsmarkt als vor fünfzig Jahren", meinte Fraktionssprecher Claus Thielmann.
Als SPD-Ratsfrau Annegret Oestereich noch einmal nachfragte, wer denn eigentlich
die "treibende Kraft" beim HGW-Verkauf sei, gab CDU-Fraktionschef
Gerbersmann eine Antwort: Das erste Angebot für den HWG-Kauf sei von einem
Sozialdemokraten gekommen.
Westfälische Rundschau