Hagen. (ko) Das Angebot war attraktiv und für Hagener Verhältnisse ausgesprochen günstig. Dahinter standen ein solides Hagener Wohnungsunternehmen und ein seriöses örtliches Geldinstitut. Doch wo längst die Bagger rollen sollten, ruht still der See. Die Immobilientochter der stadteigenen {Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft} hat die Vermarktung des Projekts "Sonnenplateau Quambusch" gestoppt.
15 schicke Doppelhaushälften in ausgesprochen individueller Architektur sollten einen Steinwurf entfernt vom "Haus Harkorten" errichtet werden. Wegen des vergleichsweise günstigen Kaufpreises und der attraktiven Konditionen war HGW-Geschäftsführer Jürgen Sonneborn bei der Vorstellung des Projekts Anfang Juli noch davon überzeugt, "das richtige Angebot zur richtigen Zeit" platziert, zu haben. Das Interesse potenzieller Bauherren schien ihm Recht zu geben. Erste Verträge waren rasch unterzeichnet, der Baubeginn für den ersten Bauabschnitt bereits für den Spätsommer terminiert.
In dieser Woche musste die HGW-Geschäftsführung den Aufsichtsrat darüber informieren, dass das Geschäft auf Eis liegt, weil Käufer abgesprungen sind bzw. Interessenten die Gespräche abgebrochen haben. Um die 100.000 Mark Vorlaufkosten muss das Unternehmen zunächst abschreiben.
Ursächlich für diese Entwicklung, die im Aufsichtsrat als mittlere Katastrophe bezeichnet wurde, ist die von politischer Seite angezettelte öffentliche Diskussion um einen möglichen Verkauf der stadteigenen Wohnungsgesellschaft. Denn neben dem materiellen hat die Debatte der HGW inzwischen auch ei-nen erheblichen immateriellen Schaden zugefügt. Das spürt das Unternehmen auch insofern, als dass selbst Wohnungen immer schwerer zu vermieten sind, solange die Zukunft der HGW ungewiss ist.
Der Vertrauensverlust trifft die HGW ganz besonders, weil die Verlässlichkeit stets das besondere Pfund war, mit dem das Unternehmen auf dem Markt wuchern konnte. Dieses Vertrauen ist zunächst nachhaltig gestört.
Der HGW-Aufsichtsrat vertritt im Übrigen einheitlich die Auffassung,
dass der kommunale Einfluss auf das Unternehmen nicht aus der Hand gegeben
werden dürfe.
Westfalenpost Samstag, den 20.10.2001