Liberale Sorgenkinder:
Halle, HGW, Hinterfahrung
Hagen. (ME) Wenn die mediengerechte Mehrzweckhalle nicht in den nächsten Monaten "angepackt" wird, werden bei Ex-Pokalsieger Brandt Hagen wohl 2003 die Basketball-Erstliga-Lichter ausgehen. Das ist allgemein bekannt, natürlich weiß das auch Claus Thielmann, der FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat. Gleichwohl sich der Kommunalpolitiker über die Tragweite im klaren ist, will Thielmann hart bleiben: "Wir sind zwar für den Bau der Halle, die ja nicht nur Brandt zugute käme, aber wir sind gegen die Gewährung von zusätzlichen Betriebskostenzuschüssen. Die Stadthalle bekommt bereits zwei Millionen Mark jährlich aus dem Steuerzahlersäckel. Sollte es demnächst tatsächlich eine zweite Halle geben, müssen eben beide Einrichtungen mit diesen zwei Millionen auskommen. Es darf keine weitere Mark geben." Jeder der momentan in Frage kommenden Investoren kenne die Hagener Situation und müsse bei seiner Planung die leeren Kassen berücksichtigen.
Notfalls sei es besser, auf Spitzenbasketball an der Volme zu verzichten als
das Stadtsäckel noch weiter zu belasten, so Thielmann. Im übrigen
stelle die Stadt Hagen ja am Ischeland das benötigte Grundstück zur
Verfügung, und das sei einiges wert.
Der Freidemokrat kann sich auch kaum vorstellen, daß der Regierungspräsident
als Aufsichtsbehörde einen städtischen Etat genehmigt, der statt
Einsparungen weitere Ausgaben wie zusätzliche Betriebskosten für
eine neue Halle einkalkuliert.
Zusammen mit seinen Parteifreunden Victor Dücker (Bürgermeister) und Uwe Leicht (Fraktionsgeschäftsführer) verdeutlichte Thielmann ferner, daß sich die FDP durchaus mit einem Verkauf der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW) anfreunden könne. An der städtischen Gesellschaft zeigen dem Vernehmen nach zwei Firmen aus dem Rheinland Interesse. Beim Kaufpreis scheiden sich jedoch bislang die Geister. So liegen die Offerten für die 5800-HGW-Wohnungen derzeit bei gut 300 Millionen Mark. Auch Thielmann, Leicht und Dücker wissen, daß das nicht viel ist - auf den Quadratmeter umgerechnet nicht einmal 1000 Mark. "Aber man muß sehen, daß dies ein "Paket-Preis" ist - und wer gesamte Pakete kauft, bezahlt immer etwas weniger," betont Thielmann. Ansonsten plädiert er dafür, abzuwarten, bis ein Gutachten vorliegt, woraus der Gesamtwert des Unternehmens hervorgeht.
Sollte sich der Rat tatsächlich dazu durchringen, die HGW zu veräußern, sollte das Geld insbesondere zur Schuldentilgung aufgewendet werden. Darüberhinaus warnt er davor, die Angst der Mieter zu schüren. Vor allem der SPD wirft Thielmann in diesem Zusammenhang unnötige Panikmache und wenig verantwortungsbewußtes Handeln vor. Ein weiterer Anstoß, die HGW zu verkaufen, könne überdies vom Regierungspräsidenten kommen. Denn der werde auch in Zukunft vehement darauf drängen, die Haushaltskonsolidierung voranzutreiben. Und da käme notgedrungen die HGW ins Blickfeld, weil die Stadt Hagen sonst nicht mehr allzu viel besitze, was zu verkaufen sich lohne.
Doch dem FDP-Trio brannten nicht allein "Halle" und "HGW" auf den Nägeln, sondern auch die Stau-Probleme am Haupt-bahnhof. Victor Dücker "Hier fühlt sich die FDP wieder einmal bestätigt! Schon vor etlichen Jahren haben wir davor gewarnt, die Planung für die Bahnhofshinterfahrung auf Eis zu legen. Jetzt brauchen wir sie dringender denn je!"
Daß die Bahn AG in absehbarer Zeit auf Schienenstrecken hinterm Hauptbahnhof
verzichten will, sei ein Glücksfall, so Dücker. Umso wichtiger sei
es nun, die Planung soweit vorzubereiten, daß mit Düsseldorf schnellstens über
Zuschüsse gesprochen werden könne. "Denn wir müssen sofort
in den Startlöchern stehen, sobald die Bahn sich von ihren Strecken trennt." Zunächst
abzuwarten, bis die Trennung erfolge, um erst dann zu planen, sei die falsche
Vorgehensweise. Das koste unnötig viel Zeit.
Mit der Bahnhofshinterfahrung könne im übrigen nicht nur der Verkehr
vor dem Bahnhof entlastet, sondern auch die Zubringersituation entscheidend
verbessert werden. Außerdem sei es dringend an der Zeit, sich des Geländes
hinterm Bahnhof anzunehmen und hier die städtebauliche Entwicklung voranzutreiben.
Wochenkurier Mittwoch, den 03.10.2001