Bürgerbegehren im Gespräch / SPD zeigt Immoblilien-Spekulanten aus Essen und Köln die kalte Schulter
Hagen. {(WP)} Ein möglicher Verkauf der HGW-Wohnungen trifft in der {Hagener SPD} auf erheblichen Widerstand. Der Mieterverein spricht von unmoralischen Angeboten. Die Mieter sind alarmiert. Am Freitagabend war bei einem Informationsabend bereitsvon Bürgerbegehren die Rede.
Auf Einladung der SPD waren knapp 100 Hagener in den Saal des Kegelcasinos gekommen. Bewohner, HGW-Mitarbeiter, aber auch auf den ersten Blick unbeteiligte Bürger einte die Sorge, dass 5800 Wohnungen der {Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW)} an Immobilienspekulanten verkauft werden. Ohne Rücksicht auf soziale Verpflichtungen.
"Der Preis ist eine Lachnummer, diese Angebote gehören sofort in den Papierkorb." Klaus Budde, Geschäftsführer des {Mietervereins Hagen}, trieb es die Zornesröte auf die Stirn. Er hatte den Bleistift gespitzt und nachgerechnet: "Falls das derzeit höchste Angebot zöge, würden die HGW-Wohnungen zu einem Durchschnittspreis von 57.000 DM (für etwa 65 m²) verramscht." Trotzdem, so Budde weiter, hätte dieser Verkauf erhebliche Auswirkungen auf die Mieten. "Allein um die Zinsen zu decken, müssten die Mieten der frei finanzierten Wohnungen um etwa 30% steigen", hatte der Fachmann ausgerechnet. "Die Auswirkungen auf die übrigen Mieten in Hagen wären entsprechend."
Während der Landtagsabgeordnete {Wilfried Kramps} von Schnäppchenjägern sprach, die unterwegs seien, machte SPD-Fraktionschef Peter Demnitz klar: "Genossenschaftswohnungen für eine kurzfristige Entlastung des hochdefizitären Haushaltes zu verkaufen, ist für uns ein Tabubruch. Da machen wir nicht mit." Letzteres hatte Demnitz bereits dem Regierungspräsidenten gegenüber erläutert. Außerdem fordert der Fraktionschef die Essener Firma Philipp & Klotzbach auf, ihre Gewerbeanmeldung in Kopie nach Hagen zu senden.
Um einen Verkauf zu verhindern, brachte Landtagsabgeordnete {Renate Drewke}
gar ein Bürgerbegehren in Gespräch. Auch {Herbert Böcker}, der
vor fehlenden Regulierungsmechanismen in Zeiten der Wohnungsknappheit warnte,
rief die Bürger auf: "Wehrt Euch!" Derweil hatte Bürger
Jürgen Kleppert - er ist in einer HGW-Wohnung aufgewachsen - eigene Recherchen über
eine der zum Kauf bereiten Firmen angestellt. "Der Firmenname SME steht
für ‚Statt Miete Eigentum'! Hier sollen Wohnungen verschachert werden.
Warum bietet man die Immobilien nicht zu gleichen Konditionen den Mietern an?"
Westfalenpost Montag, den 01.10.2001