Rund um Donnerkuhle: Erstes Naturschutzgebiet in NRW
Alle Beteiligten - Bürger, Naturschützer, Rheinkalk - wissen, wie einzigartig das Gebiet ist, in das das Unternehmen Rheinkalk den Steinbruch Donnerkuhle erweitern möchte (WR berichtete). Doch, wissen sie auch, dass es sich um das erste Naturschutzgebiet Nordrhein-Westfalens handelt?
"Bereits vor vielen Jahren erkannten die Hagener, wie wichtig der Biotop- und Artenschutz ist", steht auf den Internetseiten des Forstamtes Hagen ( www.forstamt-hagen.de ). So verwundere es nicht, fahren die Waldkenner fort, dass in Hagen das erste Naturschutzgebiet Nordrhein-Westfalens eingerichtet wurde: das Naturschutzgebiet "Mastberg und Weißenstein" entlang der B7 bei Haßley und Holthausen - heute Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) von europaweiter Bedeutung.
Rheinkalk möchte dort feuerfestes Sinterdolomit abgraben, den Bruch um 21 Hektar nach Osten und Norden vergrößern.
Die Kompensationsmaßnahmen, die Rheinkalk dafür ergreifen müsste, sind teuer: über 1,5 Millionen E. Plus:"Der Eingriff ist nicht vor Ort zu kompensieren", sagt auch Ralf Blauscheck vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hagen. Dazu fehle schlicht die Fläche. Deshalb müsste Rheinkalk in die Nachbarregion Märkischer Kreis ausweichen. "Im Hönnetal in Balve könnte aufgeforstet werden", so Blauscheck. 17 der 21 Hektar, die Rheinkalk mehr beanspruchen will, liegen im FFH-Gebiet.
"Man muss in europäischen Maßstäben denken und in der Bioregion ausgleichen, in der Buchenwald vorkommt", sagt Uwe Stichling, Diplom-Ingenieur bei Rheinkalk.
Kalkbuchenwald Die Qualität des Untergrundes und des Biotops seien ausschlagebend. "Es macht keinen Sinn, in Hagen Wald anzupflanzen." 42 Prozent der Stadtfläche bestehen schon daraus. Auch verspricht das Unternehmen, das die Schwere des Eingriffs in die Natur im übrigen nie kleingeredet hat, Wanderwege umzulegen. "Das Verfahren (die Erweiterungspläne, Anmerkung der Redaktion) ist nicht ganz unumstritten", räumt Stichling ein. "Man kann nicht erwarten, dass alle begeistert sind."
Wenig angetan von dem Ansinnen Rheinkalks ist die Bürgerinitiative "Rettet den Haßleyer Wald". Zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern möchten die Haßleyer am 7. Oktober den Kalkbuchenwald begehen und die Fläche deutlich machen (eventuell durch Flatterband), die von einer Erweiterung des Steinbruchs betroffen wäre. Treffpunkt sind die Sitzbänke auf dem Weg zum Orchideenwald von Haßleyer Seite aus, als Uhrzeit ist ab 16 Uhr anberaumt. Die Bürgerinitiative will Hinweisschilder anbringen.
Westfälische Rundschau, 04.10.2005